Montag, 24. August 2015

Jodmangel im Säuglingsalter - ein Risiko für die kognitive Entwicklung

Jodmangel im Säuglingsalter - ein Risiko für die kognitive Entwicklung



(Quelle: Brockhaus Ernährung)




Dass ein schwerer Jodmangel während der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung des Embryos und Feten gravierend beeinflusst und in extremen Fällen Kretinismus droht, ist bekannt. 

Neuere Studien belegen, dass sich bereits ein milder Jodmangel in Schwangerschaft und ersten Lebensjahren ungünstig auf die Gehirnentwicklung auswirkt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Jodmangel als die häufigste Ursache für vermeidbare frühkindliche Hirnschädigungen. Die bei Jod-Defizienz unzureichende Produktion des vierfach jodierten Thyroxins scheint hier kausal eine Rolle zu spielen. 

Aufgrund der beim Säugling sehr eingeschränkten Jodspeicherkapazität der Schilddrüse und der entsprechend hohen Sensitivität gegenüber Schwankungen in der Jodzufuhr, ist insbesondere in dieser Lebensphase ein adäquates möglichst gleichmäßiges Jodangebot von Bedeutung.

In den ersten Lebensmonaten, in denen Milch die einzige Energie- und Nährstoffquelle darstellt, sind Säuglinge, die mit kommerzieller Formula ernährt werden, i. d. R. ausreichend mit Jod versorgt. Ganz im Gegensatz zu gestillten Säuglingen, die abhängig von der maternalen Jodversorgung häufig nur ein inadäquates Zufuhrniveau erreichen.

Zudem kritisch zu beurteilen ist die Jodzufuhr in der Beikost-Phase: vor allem selbsthergestellte Beikost ist jodarm, aber auch industriell gefertigte Breie und Menüs sind nur zum Teil mit Jod angereichert.

Bei gleichzeitig unzureichender Jodversorgung der noch stillenden Mutter und bevorzugter Verwendung von jodärmerer Biomilch ist eine ausreichende Jodversorgung des Säuglings nicht gewährleistet.

Im Sinne einer Optimierung der Nährstoffzufuhr, insbesondere im Hinblick auf die Ermöglichung einer ungestörten Gehirnreifung, sollte der Referenzwert der deutschsprachigen Ernährungsgesellschaften für die Jodzufuhr bis zum 4. Lebensmonat von derzeit 40 µg/d auf mindestens 60 µg/d angehoben werden (WHO-Empfehlung: 90 µg/d)

Quelle:
Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund 2 Medizinische Klinik Innenstadt der Universität München 3 Robert Koch-Institut, Berlin 4 Landratsamt Würzburg, Gesundheitsamt, Würzburg Z

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