Positive Wirkung von Kreatin im Alterund für Rehabilitation
Kreatin für ein gesundes Alter
Kreatin
ist eine physiologisch essenzielle körpereigene Substanz, die in der
Skelett-und der Herzmuskulatur sowie im Gehirn und Nervensystem wie auch in
Knochen, Haut und Gonaden in grösseren Mengen vorkommt (1). Die energetisch
aufgeladene Form von Kreatin, das Phosphokreatin, dient zusammen mit dem Enzym
Kreatin-kinase in den Körperzellen als Energiespeicher- und
Energietransportsystem und ist für die normale physiologische Funktion dieser
Organe wichtig (2). Rund 50 Prozent des täglichen Bedarfs an Krea-tin wird in
den Nieren, dem Pankreas und der Leber endogen im Körper selber hergestellt,
aber der restliche Anteil von Kreatin muss über die Nahrung, also über frisches
Fleisch und Fisch, in denen 3 bis 7 Gramm Kreatin pro kg enthalten sind,
aufgenommen werden (1).
Infolge
der veränderten Essgewohnheiten mit weniger Fleisch und Fisch im Alter werden
in den verschiedenen Organen bei älteren Menschen auch deutlich verringerte
Mengen an Kreatin gemessen, sodass man von einem altersbedingten Mangel an
Kreatin sprechen kann (siehe 1, 2). Es besteht also ein Bedarf, den
Kreatinmangel bei älteren Personen mit Supplementation durch chemisch
reinstes Kreatin zu beheben.
In der Tat konnte mit dieser
Strategie in verschiedenen plazebokontrollierten Doppelblindstudien gezeigt
werden, dass das von der European Food Safety Agency (EFSA) als wirksames und
sicheres Nahrungsergänzungsmittel eingestufte Kreatin (3–5g/Tag), entweder
allein oder in Kombination mit einem altersgerechten Krafttraining, einen
signifikanten Anstieg der Muskelmasse und der Muskelkraft bei älteren Menschen
bewirkt (3–8).
Kreatin kann also dem im Alter häufig beobachteten Verlust an
Muskelmasse (Sarkopenie) entgegenwirken (9). Besonders wichtig in diesem Zusammenhang
ist, dass mit der Kreatineinnah-me gleichzeitig die Knochendichte bei den
älteren Probanden im Vergleich zu Plazebo signifikant zunimmt (10, 11) sowie
das Verhältnis von fettfreier Köper-masse (Muskeln und Knochen) zu Körperfett
verbessert wird (12, 13). Für einen optimalen Effekt des Kreatins ist generell
wichtig, dass die Einnahme nach einer körperlichen Betätigung und zusammen mit
Kohlenhydraten erfolgt (3, 4, 14).
Ein
durch Kreatin erreichter Erhalt von Muskelmasse und Muskelkraft sowie auch von
Knochensubstanz im Alter stellt einen wesentlichen Faktor für die Lebensqualität
von Senioren dar (15), weil dadurch nicht nur die Bewältigung des Alltages
und der Freizeit verbessert werden, sondern auch die Gefahr
von Stürzen und Knochenbrüchen vermindert wird, insbesondere wenn Kreatin zum
Beispiel zusammen mit Vitamin-D- (16) und mit Proteinsupplementen (17)
eingenommen wird.
Kreatin für die Rehabilitation
In einem klinischen
Versuch wurde freiwilligen Probanden jeweils ein Bein während 14 Tagen von
der Hüfte bis zu den Zehen durch einen Gips immobilisiert, was zu einer
deutlichen Muskelatrophie und dem Verlust von Muskelkraft führte. Die orale
Gabe von Kreatin während der Rehabilitationsphase, verbunden mit Krafttraining,
verbesserte sowohl den Wiederaufbau der Muskelmasse als auch der Muskelkraft im
Vergleich zur Plazebogruppe (mit Krafttraining, aber ohne Kreatin) signifikant
(18).
Es ist bekannt, dass Kreatin die Expression von muskelspezifischen
Transkriptionsfaktoren wie MRF4 stimuliert, deren Funktion für den Aufbau von
Muskelmasse notwendig ist, und dass Kreatine gleichzeitig die Expression von
Myostatin, einem Negativregulator für die Bildung von Muskelmasse, unterdrückt.
Ausserdem reaktiviert Kreatin die für den Regenerationsprozess benötigten
Muskelstammzellen und beschleunigt die Muskeldifferenzierung über die
Aktivierung von diversen Signalkaskaden (siehe 1, 2). Es ist anzunehmen, dass
das auch für die Rehabilitation nach längerer Bettlägerigkeit oder für
Paraplegiker gilt.
Eine präventive Kreatinsupplementation bereits vor Eintritt
ins Spital, beispielsweise bei planbaren chirurgischen Eingriffen, die mit
längerem Spitalaufenthalt verbunden sind, könnte vermutlich die Rehabilitationszeit
verkürzen.
Ein genereller Gewichts- und Muskelverlust (Kachexie) ist
bei Krebspatienten ein signifikanter Morbiditätsfaktor. Eine Studie mit pädiatrischen
Leukämiepatienten zeigt, dass Kreatin die durch Kortikosteroidbehand-lung
verursachte Akkumulation von Fettgewebe verhindert und so den Body-Mass-Index
verbessert (13); ähnliche Resultate wurden mit Darmkrebspatien-ten unter
Chemotherapie gezeigt (19). Bemerkenswert und höchst relevant im Hinblick auf
die Rehabilitation sind Studien mit Kindern und Jugendlichen nach einem
Schädel-Hirn-Trauma, die belegen, dass sich nach oraler Gabe von hoch dosiertem
Kreatin (0,4 g/kg/Tag während 6 Monaten) mehrere Outcome-Parameter signifikant
verbesserten.
Dazu gehörten zum Beispiel die Dauer der posttraumatischen
Amnesie, die Dauer der Intubation, der Verbleib in der Intensivstation, die Rehabilitation,
der Grad der bleibenden Behinderung, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit,
Verhalten und neuropsycho-logische sowie kognitive Funktionen (20, 21).
Diese
Ergebnisse zeigen, dass die Lebensqualität vieler Patienten durch eine einfache,
sichere und kostengünstige Intervention mit Kreatin signifikant verbessert
werden könnte.
Zusammenfassung
Zusammenfassend
kann gesagt werden, dass durch die Zufuhr von chemisch reinstem
qualitätsgarantiertem Kreatin (z.B. Creapure®), allein oder im Zusammenhang
mit Training, die altersbedingte Muskelatrophie vermindert und verzögert
werden kann (22), indem die fettfreie Körpermasse, die Muskelkraft und die
Ausdauer verbessert und gleichzeitig auch die Knochendichte erhöht werden.
Somit stellt eine Kreatinsupplementation eine wirksame und sichere therapeutische
Strategie dar, den altersbedingten Verlust von Muskelkraft und Leistung, die
für den Alltag unabdingbar sind, zu vermindern oder rückgängig zu machen (1,
15) und die auch den Verlust von kognitiver Kapazität verlangsamt (1, 23, 24).
Dass eine Kreatinsupplementation für die Rehabilitation sinnvoll ist, wird
durch die Forschung
ebenfalls unterstützt (siehe oben). Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die
Fakten über Kreatin aus internationaler Grundlagenforschung und klinischen
Studien von den entsprechenden Stellen auch in der Schweiz zur Kenntnis genommen
und umgesetzt würden, einerseits zum direkten Nutzen der Senioren und
Rehabilitanden und nicht zuletzt, weil der Einsatz von preislich billigem, aber
wirksamem und sicherem Kreatin wesentliche sozioökonomische Vorteile für das
Schweizerische Gesundheitssystem bringen könnte.
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